Trauer ist ein universelles Gefühl, das alle Menschen irgendwann im Leben durchleben. Allerdings deuten zahlreiche Studien und Fachbeiträge darauf hin, dass Männer und Frauen aufgrund von Sozialisationsprozessen, persönlichen Prägungen und gesellschaftlichen Erwartungen durchaus unterschiedlich mit Verlust und Schmerz umgehen können. Dabei ist wichtig zu betonen, dass dies keine allgemeingültige Regel darstellt: Jede Person trauert individuell. Dennoch helfen geschlechterspezifische Muster dabei, bestimmte Tendenzen besser zu verstehen und in der Trauerbegleitung angemessen zu berücksichtigen.

In diesem Beitrag werfen wir einen differenzierten Blick darauf, wie „typisch männliche“ Trauer aussehen kann, was wissenschaftlich dazu bekannt ist und welche Methoden – darunter auch ganzheitliche und alternative Ansätze – Männern (und natürlich auch Frauen) helfen können, ihre Trauer zu verarbeiten.

Geschlechterrollen und Trauer: Was sagt die Forschung?

Internationale Untersuchungen deuten an, dass Männer tendenziell eher einen sogenannten „instrumentellen“ Trauerstil pflegen. Das bedeutet, sie neigen dazu, sich:

  • mehr in Aktivität (z. B. Arbeit, Sport, handwerkliche Tätigkeiten) zu stürzen,
  • Gefühle zu rationalisieren oder
  • sich zurückzuziehen, anstatt offen darüber zu sprechen.

Frauen hingegen wird oft ein „intuitiver“ Trauerstil zugeschrieben, der stärker auf das emotionale Erleben und den Austausch über Gefühle ausgerichtet ist. Wichtig: Diese Unterscheidung ist kein statisches Prinzip. Auch Männer können „intuitiv“ trauern, Frauen „instrumentell“. Dennoch zeigt sich in vielen Kulturen eine Tendenz, dass Männer oft weniger Unterstützung annehmen und Emotionen eher mit sich selbst ausmachen.

Mögliche Gründe für geschlechtsspezifische Trauerweisen

  1. Soziale Prägung und Rollenbilder: In vielen Gesellschaften wird Männern noch immer vermittelt, „stark“ zu sein und Gefühle nicht offen zu zeigen.
  2. Biopsychosoziale Faktoren: Während bei Frauen häufig das emotionale Verbalisieren gefördert wird, lernen Männer eher, Probleme pragmatisch und lösungsorientiert anzugehen.
  3. Individueller Charakter: Nicht zu unterschätzen sind Persönlichkeit und persönliche Erfahrungen. Nicht jeder Mann – und nicht jede Frau – entspricht den Klischees.

Der emotionale Zugang: Warum fällt vielen Männern das Trauern schwer?

Viele Männer beschreiben in Trauersituationen eine Art innere Zerrissenheit: Sie sind es gewohnt, Probleme hauptsächlich auf der mentalen Ebene zu verhandeln, doch plötzlich erleben sie eine „Explosion“ an Gefühlen, die ihnen fremd oder bedrohlich erscheint. Sie spüren eine tiefe Trauer, können aber nur schwer darauf zugreifen. Dieser innere Konflikt entsteht häufig durch jahrelange Gewohnheiten oder Erwartungen, Gefühle zu kontrollieren oder zu verdrängen.

Die Folge davon kann sich auf verschiedenen Ebenen zeigen – körperlich etwa in Form von Verspannungen, Schlafstörungen oder starker Anspannung. Emotional ringen Betroffene mit dem Eindruck, „nichts mehr unter Kontrolle“ zu haben, während sie seelisch eine große innere Leere oder Zerrissenheit empfinden.

Forschungsarbeiten, darunter Publikationen der American Psychological Association (APA) zum Thema Stress und Coping, verdeutlichen, dass hierbei ein komplexes Wechselspiel zwischen Emotion und Kognition eine Rolle spielt: Wer es sich zur Gewohnheit gemacht hat, Gefühle „wegzuschieben“, steht plötzlich vor der Herausforderung, diesen Mechanismus in einer akuten Krisensituation abzulegen. Oft ist dann gezielte Unterstützung notwendig – sei es durch therapeutische Gespräche, Körperarbeit oder andere Ansätze – um einen bewussten Zugang zu den aufgestauten Emotionen zu finden und sie konstruktiv verarbeiten zu können.

Männliche Trauer als individuelle Herausforderung

Zwar weisen viele Studien auf bestimmte Muster hin, doch gleicht keine Trauer der anderen. Ein „Einheitsansatz“ wird dieser Vielschichtigkeit daher nur selten gerecht. Um Männer in ihrer Trauer zu begleiten, können jedoch Angebote sinnvoll sein, die:

  • Rückzugsmomente respektieren und zugleich behutsame Gesprächsangebote machen,
  • körper- und handlungsorientiert sind (z. B. durch Sport, Wandern oder handwerkliche Projekte), um einen Zugang zur Emotion zu eröffnen,
  • alternative Ausdrucksformen (Kunst, Naturerlebnisse, Rituale) einbeziehen, wenn die verbale Auseinandersetzung schwerfällt.

Doch neben diesen Ansätzen zeigt die Praxis, dass viele Männer erst einmal tieferliegende Blockaden oder Traumata aus früheren Erfahrungen lösen müssen, bevor sie überhaupt Zugang zur aktuellen Trauer finden. Dieses sogenannte „Zwiebelprinzip“ verdeutlicht, dass emotionale Themen oft in verschiedenen Schichten bestehen: Kommt es im Zuge eines neuen Verlusts zu intensiven Gefühlsreaktionen, können dahinter jahrzehntelang unterdrückte oder unverarbeitete Ereignisse stecken – beispielsweise Kindheitstraumata, frühere Verlusterfahrungen, unbewusste Scham- oder Schuldgefühle oder dysfunktionale Glaubenssätze über „männliches“ Verhalten. So kann etwa das verinnerlichte Gebot, „keine Schwäche zu zeigen“, heute den gesunden Ausdruck aktueller Trauer verhindern.

Erst wenn diese tieferliegenden Verletzungen in einem geschützten Rahmen angesprochen und bearbeitet werden, öffnet sich der Weg zu einem unverstellten Erleben des momentanen Schmerzes. Deshalb erweist sich ein vielschichtiger Ansatz, der körperliche, emotionale und kognitive Ebenen einbezieht, als besonders hilfreich. In einem solchen Rahmen können Männer die äußeren Schichten Schritt für Schritt bearbeiten, um sich dann dem Kern ihrer aktuellen Trauer zu nähern. Dadurch entsteht nicht nur Raum, um den akuten Verlust zu verarbeiten, sondern oft auch die Chance auf eine tiefgreifende persönliche Entwicklung.

Ganzheitliche und alternative Methoden: Was kann helfen?

Zahlreiche Männer (und Frauen) profitieren von Ansätzen, die neben klassischer Gesprächs- und Trauerbegleitung auch körperliche und energetische Ebenen einbeziehen. Hier ein Überblick:

  1. Energiearbeit: Energetische Heilarbeit, zu der verschiedene Methoden zählen, basiert auf dem Prinzip, dass jeder Mensch über ein feinstoffliches Energiesystem verfügt. Durch gezieltes Auflegen der Hände und achtsame Berührung wird dieses System in Balance gebracht und die körpereigenen Selbstheilungskräfte werden angeregt. In der Trauerarbeit kann dies besonders hilfreich sein, weil es einen körperorientierten Zugang zum Schmerz eröffnet, der ohne große Worte auskommt. Menschen, die sich sonst mit dem Ausdruck von Gefühlen schwertun, erleben beim Auflegen der Hände oder beim behutsamen Ausbalancieren ihrer Energie oft einen beruhigenden, stabilisierenden Effekt. Dadurch lassen sich tiefsitzende Emotionen, die sich über lange Zeit im Körper festgesetzt haben, Schritt für Schritt lösen und integrieren. Viele Betroffene berichten, dass sie durch diesen nicht-verbalen, unmittelbar spürbaren Ansatz Zugang zu ihren Trauergefühlen finden und eine Form der Entlastung erfahren, die ihnen herkömmliche Gesprächsformen zuvor nicht bieten konnten.
  2. Wingwave-Coaching: Wingwave-Coaching kombiniert verschiedene psychologische Verfahren, darunter Elemente aus dem bilateralen Stimulationsprinzip (bekannt aus EMDR), um Stress und tief verwurzelte emotionale Blockaden zu lösen. Kern dieses Ansatzes ist die gezielte Unterstützung der natürlichen Verarbeitungsprozesse des Gehirns: Indem Augenbewegungen, taktile Reize oder auditive Impulse eingesetzt werden, kommt es zu einer Art „Neusortierung“ belastender Erinnerungen und Gefühle. Gerade bei Themen wie unterdrückter Trauer, die oft stark von schmerzhaften Erinnerungen und ungeklärten Emotionen geprägt sind, kann diese Methode helfen, in kurzer Zeit spürbare Entlastung zu erleben. Besonders Menschen, die Schwierigkeiten haben, ihre Gefühle direkt zu benennen oder zuzulassen, profitieren von den nonverbalen Elementen im Wingwave-Coaching: Sie müssen ihre Trauer nicht ausführlich beschreiben oder analysieren, sondern können durch die bilaterale Stimulation behutsam Zugang zu tieferen Schichten ihres Erlebens finden. Während des Prozesses erhalten die Betroffenen zudem Rückmeldungen über körperliche und emotionale Reaktionen, was ihnen ermöglicht, verborgene Traueranteile gezielt wahrzunehmen und zu integrieren.
  3. Naturbasiertes Coaching: Die Natur übt durch unsere biophile Veranlagung eine starke Anziehungskraft aus: Wir finden darin intuitiv Ruhe und neue Perspektiven. Besonders Menschen, die ihre Trauer eher „instrumentell“ angehen, können sich in Bewegung und bewusstem Naturerleben leichter auf innere Prozesse einlassen. Das bewusste Wahrnehmen von Wald, Wasser oder weitem Himmel fördert die Achtsamkeit und stärkt nicht nur den Körper, sondern auch den Zugang zu tieferen Gefühlen. Zugleich öffnet der Aufenthalt in der Natur den Blick auf größere Zusammenhänge und kann so den Zugang zu spirituellen Fragen erleichtern: Die Zyklen von Werden und Vergehen, das Erleben von Stille und Weite lassen Trauer in einem umfassenderen Sinnzusammenhang erscheinen.

Unsere Weiterbildungen: Ein ganzheitlicher Mix verschiedener Ansätze

In unserer Akademie bewusstes Leben und Sterben haben wir Weiterbildungen entwickelt, die besonders diese Bereiche auch aufgreifen. Dabei legen wir großen Wert auf:

  • Individuelle Anpassung
  • Ganzheitlichkeit
  • Respekt vor persönlichen Grenzen und Förderung einer individuelle Haltung
  • Dogmenfreie Ansätze

Fazit: Trauer fordert auch Sensibilität auf vielen Ebenen

Trauer ist nicht nur ein zutiefst individueller Prozess, sondern wird auch durch Faktoren wie Geschlecht und Kultur geprägt. Wer Menschen in Trauer oder im Sterbeprozess begleitet, profitiert davon, diese unterschiedlichen Dimensionen zu erkennen und sensibel darauf einzugehen.

Ein breiter Methodenkoffer – der klassische, körperorientierte, energetische und kreative Ansätze vereint – ermöglicht es, flexibel auf die unterschiedlichen Bedürfnisse und Situationen einzugehen. Gerade diese Vielfalt schafft den Raum, den Menschen brauchen, um sich in ihrem Schmerz angenommen zu fühlen und ihre eigenen Wege der Verarbeitung zu finden.

Wenn Sie Ihre Kompetenzen erweitern und sich praxisnah mit den vielfältigen Facetten von Trauer- und Sterbeprozessen auseinandersetzen möchten, laden wir Sie ein, mehr über unsere Weiterbildungen zu erfahren. Besuchen Sie uns auf www.akademie-leben-sterben.com und entdecken Sie, wie Sie Menschen mit Offenheit, Sensibilität und einem ganzheitlichen Ansatz nachhaltig begleiten können.